Telerettung
So funktioniert's
„… Das System "Telenotarzt" ermöglicht eine unmittelbare, sichere und zuverlässige Telekonsultation eines Notfallmediziners im Rettungseinsatz. Die Live-Übertragung von Vitalparametern, Sprache und Bildmaterial von der Einsatzstelle gestattet es dem Telenotarzt, sich ein exaktes Bild vom Patientenzustand zu machen, um die Rettungskräfte vor Ort durch ärztliche Beratung, Hilfe bei der Diagnose und die rechtsichere Delegation therapeutischer Maßnahmen zu unterstützen. Auf diese Weise kann insbesondere das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen eines „konventionellen“ Notarztes überbrückt werden und die weiterhin vorhandenen Notarzt-Kapazitäten zielgerichtet eingesetzt werden…“,so die Uniklinik der RWTH Aachen.
Oder mit den Worten des Verbandes der Ersatzkassen e.V.(vdek): „...Als qualifizierte, erfahrene und speziell geschulte Notärzte im Rettungsdienst können Telenotärzte durch eine Live-Schaltung in Bild und Ton in den Rettungswagen (RTW) zugeschaltet werden. Zusätzlich können telemetrisch auch Patientendaten wie Blutdruck, Puls oder Atmung in Echtzeit übertragen werden. Die Telenotärzte sind dadurch in der Lage, den Rettungsteams vor Ort bei einer ersten medizinischen Einschätzung zu unterstützen und eine Versorgung der Patienten durch Ärzte sicherzustellen. Dabei fungiert der Telenotarzt als Ergänzung des bereits bestehenden fahrenden und fliegenden Rettungsdienstes…“
Telenotarztdienst seit 2014 in Aachen
Das Original stammt aus Aachen. Basierend auf zwei erfolgreich abgeschlossenen Aachener Forschungsprojekten wurde der Telenotarztdienst 2014 in den Regelrettungsdienst der Stadt Aachen als europaweit erstes umfassendes telemedizinisches Rettungsassistenzsystem in der prähospitalen Versorgung implementiert. Dieses bietet insbesondere für die Patienten einen Mehrwert durch eine schnellere Bereitstellung ärztlicher Kompetenz, durch den sog. Telenotarzt. 2021 wurde der Dienst nun auch im Kreis Borken eingeführt. Mittlerweile werden von Aachen aus die Rettungskräfte der Rettungswachen Ahaus, Borken, Reken und Vreden im Einsatz nach Bedarf unterstützt.
Verbesserungen des Telenotarzt-Systems durch 5G-Mobilfunkstandard
Aktuell erfolgt die Konsultation des Telenotarztes über eine Übertragungseinheit, die den LTE-Mobilfunkstandard nutzt. „…Durch den neuen 5G-Mobilfunkstandard wird im Vergleich zum ursprünglichen 4G Netz die Latenzzeit signifikant verringert und die Bandbreite erhöht. Diese Vorteile ermöglichen weitere Integrationen und Verbesserungen des Telenotarzt-Systems. Ziel des Forschungsprojektes „5G-TeleRettung“ ist es mithilfe von 5G neue telemedizinische Anwendungen in das bestehende Telenotarzt-System zu integrieren und somit das Einsatzspektrum zu erweitern…“ berichtet umlaut telehealthcare GmbH.
Über einen Internet of Things Ansatz (IoT) sollen neben dem Ultraschallgerät nun also auch weitere medizinische Geräte zur Beatmung und Reanimation in das System integriert werden. Zudem sollen die Rettungskräfte bei den Untersuchungen sowie in ihrer Ausbildung mit Hilfe von Smart Glasses extern angeleitet werden können. In besonders schwierigen Fällen soll es möglich werden, in einem „Telekonsil“ zusätzlich (weitere) Fachärzte hinzuzuziehen.
Rettungskette Digital
Ablauf der Telerettung
Auf diesem Schaubild ist der Ablauf der Telerettung von der Alarmierung der Rettungskräfte bis zur Einlieferung des Notfallpatienten im Krankenhaus dargestellt. Das Rettungsteam nimmt zum Telenotarzt, der in der Telenotarztzentrale sitzt, per Headset, mobiler Datenerfassung bzw. –übertragung sowie Smart Glasses Kontakt auf. In besonders schwierigen Fällen kann ggf. ein (weiterer) Facharzt (Telekonsil) hinzugezogen werden. Der Telenotarzt leitet nach erfolgter Diagnose auf Basis der ihm digital zur Verfügung gestellten Patientendaten die Voranmeldung im Krankenhaus inkl. der Weiterleitung der Patientendaten ein.
Kommunikationstools + medizinische Geräte
Auf diesem Schaubild ist zu sehen welche Kommunikationstools und medizinische Geräte im Rahmen der Telerettung eingesetzt werden bzw. im Rahmen des Verbundprojektes 5G-Telerettung integriert/ getestet werden sollen. Diese sind: 1. Kommunikationstools: Smart Glasses, Headset, mobile Datenerfassung und 2. Medizinische Geräte: Sonographie, Beatmung, Patientenmonitor, Defibrillator, Reanimationshilfe, Kamera im Rettungswagen.