Das Projekt 5G-Telerettung
Worum geht es?
Ziel des Verbundprojektes ist es, die Möglichkeiten der Diagnostik und ggf. Therapie im Rahmen des Einsatzspektrums des Telenotarztes (TNA) auf Basis der Potenziale, die der 5G-Mobilfunkstandard bietet, deutlich zu erweitern.
Dies kann – bei gleichzeitiger Entlastung knapper Notarztressourcen – die notärztliche Versorgung gerade im ländlichen Raum nachhaltig verbessern. Denn: Aufgrund der Auswirkungen des demographischen Wandels, zunehmender Krankenhausspezialisierung und durch den Wegfall der Notarztgestellung am Standort Stadt Vreden gerät die prähospitale Versorgung von Notfällen zunehmend unter Druck.
Wachsende Bevölkerungsanteile höheren Alters lassen eine steigende Zahl an Primärrettungseinsätzen erwarten, verbunden mit einer wachsenden Nachfrage nach Rettungsdienstressourcen. Die räumliche Spezialisierung der Krankenhausstandorte führt allgemein zu einer wachsenden Zahl an Krankentransporten und erhöht insbesondere die Anforderungen an die präklinische Diagnostik und Versorgung.
Ergänzung zum "realen" Notarzt
Das Telenotarztsystem, das 2021 im Kreis Borken eingeführt wurde, arbeitet ergänzend zum „realen“ Notarzt und ermöglicht den vor Ort im Rettungseinsatz tätigen Kräften eine unmittelbare, sichere und zuverlässige Konsultation mit einem in einer TNA-Zentrale befindlichen Notfallmediziner. Aktuell erfolgt diese Konsultation über eine Übertragungseinheit, die den LTE-Mobilfunkstandard nutzt.
Über einen Internet of Things Ansatz (IoT) sollen neben dem Ultraschallgerät nun auch weitere medizinische Geräte zur Beatmung und Reanimation in das System integriert werden. Zudem sollen die Rettungskräfte bei den Untersuchungen sowie in ihrer Ausbildung mit Hilfe von Smart Glasses extern angeleitet werden können. In besonders schwierigen Fällen soll es möglich werden, in einem „Telekonsil“ zusätzlich (weitere) Fachärzte hinzuzuziehen.
Im Rahmen des Projektes soll all dies in einer dualen Entwicklungsumgebung aus 5G-Campusnetz und Reallabor erprobt werden. Das Campusnetz ist an der Westfälischen Hochschule in Bocholt realisiert und das erste seiner Art im ganzen Westmünsterland. Es soll perspektivisch in der Verantwortung der Hochschule dann für weitere (Forschungs-) Vorhaben zum Beispiel aus der regionalen Wirtschaft zur Verfügung stehen.
Beteiligte Partner
- Aachener Institut für Rettungsmedizin und zivile Sicherheit (ARS)
- Fachhochschule Südwestfalen (FH SWF)
- Feuerwehr- und Rettungsdienstakademie Bocholt (FRB) als assoziierte Partnerin
- L2R GmbH
- Klinikum Westmünsterland GmbH (KWML)
- Kreis Borken (BOR, Kreis Kreisentwicklung und Rettungsdienst) als Lead Partner
- Oculavis GmbH
- umlaut - Part of Accenture
- WEINMANN Emergency Medical Technology GmbH + Co. KG
- Westfälische Hochschule am Standort Bocholt (WHS)
Dieses Konsortium bewarb sich mit einem entsprechenden Forschungskonzept um Bundesförderung, die das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV – vormals Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur BMVI) dann im Dezember 2021 für einen Zeitraum bis Ende 2024 im Rahmen des 5G-Innovationsprogramms bewilligte.
5G-Innovationsprogramm
Bereits 2019 hatte sich der Kreis Borken als Lead Partner im Verbundprojekt erfolgreich im 5G-Innovationswettbewerb des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr um die Förderung der Konzeptentwicklung beworben.
Das Innovationsprogramm soll die Erprobung von 5G-Anwendungen unter realen Bedingungen ermöglichen. Auf diese Weise sollen potenzielle Nachfrager und Anbieter von innovativen 5G-Mobilfunklösungen zusammengeführt, die Potenziale des 5G-Mobilfunks vor Ort sichtbar gemacht werden. Insgesamt hat der Deutsche Bundestag beschlossen, derzeit rund 66 Millionen Euro zur Unterstützung der 5G-Einführung bereitzustellen. Mit der Initiative wollen wir dazu beitragen, Deutschland zum Leitmarkt für 5G zu entwickeln.